KI kann Fehldiagnosen nicht verhindern

Verbessert die Informationstechnologie medizinische Diagnosen
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Rund jede zehnte Diagnose ist falsch. Das kann auch KI nicht verhindern, wie die weltweit erste Studie zu KI-basierten Diagnosesystemen in der Akutmedizin zeigt, die im Rahmen des NFP 77 erschienen ist.

Fehldiagnosen sind eines der häufigsten und kostspieligsten medizinischen Probleme weltweit. Deshalb setzten viele Kliniken auf KI und stellen die Diagnosen mit Hilfe von computergestützten diagnostischen Entscheidungshilfesystemen (kurz CDDSS).

Die Vorteile von CDDSS sind jedoch umstritten. In einer weltweit ersten Studie, untersuchte Prof. Dr. med. Wolf Hautz vom Inselspital Bern die Qualität dieser Systeme in der Akutmedizin im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes NFP 77. Als Leiter der Notfallmedizin kämpfen er und sein Team besonders häufig mit Fehldiagnosen. Auf Notaufnahmen müssen sie unter hohem Zeitdruck viele verschiedene Patient:innen mit unterschiedlichen Beschwerden behandeln.

Überraschende Ergebnisse der weltweit ersten KI-Diagnose-Studie

Nach einer Studie mit über 1000 untersuchten Patient:innen hält Prof. Dr. med. Wolf Hautz fest:

KI-basierte Diagnoseunterstützung hat in der Notfallmedizin keinen für die Patientinnen und Patienten messbaren Effekt. Unabhängig davon, ob man nach medizinischen, ökonomischen oder prozeduralen Unterschieden schaut.

Prof. Dr. med. Wolf Hautz

„Forschung steckt noch in Kinderschuhen“

Damit KI ihr Potential entfalten kann, müssen KI-Systeme und Diagnoseprozesse weiterentwickelt werden. In der gemeinsamen Medienmitteilung der Insel Gruppe und der Universität Bern fordert Hautz daher neue Impulse:

Wir müssen andere Lösungsansätze verfolgen, um die Diagnosequalität zu verbessern – und insbesondere die Forschung zu diesem Thema, die aktuell in den Kinderschuhen steckt, erheblich intensivieren.

Prof. Dr. med. Wolf Hautz

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert hierzu an der Universitätsklinik für Notfallmedizin am Inselspital den Aufbau einer Arbeitsgruppe zum Thema „Kollaborative Entscheidungsfindung“.

Prof. Dr. med. Wolf Hautz
Prof. Dr. med. Wolf Hautz, Leitender Arzt, Universitätsklinik für Notfallmedizin, Inselspital, Universitätsspital Bern und Universität Bern. © Universitätsklinik für Notfallmedizin

Die Studie zu KI-basierten Diagnosesystemen in der Akutmedizin erschien im Januar 2025 im Fachmagazin „The Lancet Digital Health“. Die Studie wurde im Rahmen des Nationalen Forschungsprogrammes NFP 77 durchgeführt, das sich mit digitaler Transformation auseinandersetzt.