Smart-Home-Technologien in der Pflege älterer Menschen

Digitale Assistenten und andere «Smart Home»-Technologien können Ältere unterstützen, bergen aber auch Gefahren.

Wie nehmen Senior:innen in der Schweiz selbst die Überwachung ihrer Gesundheit und ihres Verhaltens durch Smart-Home-Systeme wahr? Und wie stehen Pflegekräfte zu diesen Technologien? Diese Studie gibt den Endnutzern eine Stimme.

  • Projektbeschrieb

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    Das Projekt untersuchte die Vorteile, Hindernisse und ethische Bedenken von intelligenten Gesundheitstechnologien für zu Hause und zwar aus Sicht der Seniorinnen und Senioren selbst und aus Sicht der Personen, die sie pflegen. Das Projektteam führte hierzu eine systematische Literaturrecherche, Interviews mit Pflegekräften und älteren Menschen sowie eine repräsentative Umfrage durch.

  • Hintergrund

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    Da 20 % der Bevölkerung 65 Jahre und älter sind, benötigt die Schweiz angesichts sinkender Geburtenraten und begrenzter personeller Ressourcen neue Lösungen für die Pflege ihrer älteren Bevölkerung. Intelligente Überwachungssensoren für den Hausgebrauch und Robotik-Technologien ermöglichen es älteren Menschen, so lange wie möglich unabhängig zu Hause zu leben und so die Pflegekosten zu senken. Diese Geräte versprechen, dass Notfälle oder Stürze erkannt und betreut werden können, während der Umfang der menschlichen Betreuung reduziert wird.

  • Ziel

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    Das Projekt hatte drei Ziele:

    1. zu verstehen, was die wichtigsten Bedenken älterer Menschen und ihrer Betreuer sind und wo ethische Konflikte auftreten, wenn solche Technologien für Pflegezwecke eingesetzt werden;
    2. die Bedingungen zu schaffen, unter denen Smart-Home-Technologien von ihren gegenwärtigen oder zukünftigen Nutzern in der Schweiz akzeptiert werden;
    3. Wege aufzuzeigen, wie Smart-Home-Technologien effizienter und verantwortungsbewusster entwickelt und genutzt werden können.
  • Bedeutung

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    Die Verlagerung von Teilen der Pflege von menschlichen Betreuenden auf Smart-Home-Technologien ist ein wirkungsvoller, doch zugleich heikler Prozess. Dieses Forschungsprojekt ist bedeutsam, da es die Perspektiven von Senior:innen und ihren Betreuenden zu Smart-Home-Technologien in der Altenpflege beleuchtet. Wie die Literaturreche zeigte, wurden ethische Bedenken der Endnutzer:innen überraschenderweise kaum beachtet in bisherigen Publikationen. Dieses Projekt schliesste eine wichtige Lücke.

  • Ergebnisse

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    In den Interviews stellt sich heraus, dass viele ältere Personen gar nicht wissen, was für Technologien heute verfügbar sind und welches Potential dahinter steckt. Auf dem Weg zur Akzeptanz solcher Technologien ist dieses Bewusstsein jedoch ein erster wichtiger Schritt.

    Die Umfrage unter der Schweizer Bevölkerung zeigte, dass Robotik-Technologien vor allem für praktische Aufgaben akzeptiert werden, wie Notrufsysteme oder Erinnerungshilfen - jedoch nicht für soziale Interaktionen. Bedenken bezüglich Nutzbarkeit, Stigmatisierung und Eingriff in die Privatsphäre spielen dabei eine Rolle.

    Eine weitere zentrale Erkenntnis ist, dass ältere Menschen nicht als homogene Gruppe betrachtet werden sollten, da die Akzeptanz stark von individuellen und generationenbedingten Präferenzen abhängt.

    Drei Hauptbotschaften:

    1. Smart-Home-Health-Technologien sind in bestimmten Pflegebereichen (z. B. Lokalisierung einer älteren Person) nützlich, um die menschliche Pflege zu ergänzen. Sie sind jedoch noch nicht bereit, vollständig allein in der aktuellen Altenpflege eingesetzt zu werden. Das bedeutet, dass technischer Support und Wissen notwendig sind, damit ältere Menschen diese Technologien effizient und effektiv nutzen können. Es muss auch sichergestellt werden, dass die Nutzer:innen die Freiheit haben, eine Technologie zu finden oder anzupassen, mit der sie sich wohlfühlen und die sie nutzen können. Auf diese Weise können ältere Menschen nicht nur in ihrer gewählten Umgebung leben und altern, sondern auch die Familie sowie die Gesellschaft bei der Bewältigung der Pflegeverantwortung unterstützen.
    2. Wir wissen noch nicht genug über die zukünftigen Funktionen und Fähigkeiten von Robotik-Technologien, die voraussichtlich in Richtung Deep-Tech mit dem Aufkommen von KI und dem Bestreben von Unternehmen, den Einsatz von Robotern im häuslichen Umfeld zu maximieren, entwickelt werden. Mit der Weiterentwicklung der Technologien und dem Einsatz in unterschiedlichen Kontexten werden sich auch die ethischen und sozialen Bedenken verändern, und wir stellen fest, dass zukunftsorientiertes Denken noch hinterherhinkt. Daher muss die Forschung vorausschauend sein, um zeitgerechte Empfehlungen für politische Entscheidungsträger und Endnutzer zu geben, welche Technologien sie verwenden sollten, welche Bedenken sie beachten müssen und auf welche Probleme sie achten sollten.
    3. Der demografische Trend in der Schweiz erfordert tatsächlich eine verstärkte Auseinandersetzung mit Smart-Home-Health-Technologien, aber es ist mehr Nachdenken erforderlich, bevor diese Technologien flächendeckend und ohne ausreichende Berücksichtigung der individuellen Präferenzen hinsichtlich des gewünschten Pflegelevels implementiert werden. Auf Bevölkerungsebene zeigt unsere Daten, dass einige der ältesten Alten sich mit den Technologien etwas überfordert fühlen und diese nicht als nützlich empfinden würden. Sie schätzen die menschliche Pflege, die sie erwarten und mit der sie vertraut sind, und Technologie wird nicht abgelehnt, aber nicht für den persönlichen Gebrauch wertgeschätzt. Es wird generationenbedingte Unterschiede in den Präferenzen geben, welche Technologien insgesamt Akzeptanz finden könnten. Eine sorgfältige Bewertung ist notwendig, um über die Unterschiede zwischen den sehr Alten (85 Jahre oder älter) und den Jüngeren (79–70 Jahre) nachzudenken. Auf der Ebene individueller Präferenzen fanden wir auch Unterschiede in der Dringlichkeit und Begeisterung hinsichtlich der Implementierung von Technologien. Während einige intrinsisch stärker motiviert sind, mehr Pflege und eine Verlängerung der Lebensjahre durch Aktivierung oder Früherkennung von Krankheiten zu suchen, empfinden andere dies als überflüssig für den natürlichen Verlauf des Lebens und des Alterns. Daher muss sowohl das individuelle als auch das generationsbedingte Präferenzniveau berücksichtigt werden.

  • Originaltitel

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    Smart Homes, Older Adults, and Caregivers: Facilitating social acceptance and negotiating responsibilities [RESOURCE]