Bildungsroboter: Wie kommen die neuen Gäste im Schulzimmer an?
Dieses interdisziplinäre Projekt untersuchte den Einsatz von Robotern in Schulen und wie das Vertrauen in diese Technologie entsteht. Zu diesem Zweck wurden verschiedene Ebenen der Sozialanalyse kombiniert und auf dieser Grundlage der Begriff der künstlichen Intelligenz neu beleuchtet.
Projektbeschrieb (abgeschlossenes Forschungsprojekt)
Wie und warum entsteht Vertrauen in Roboter in der Schule? Diese Frage stand im Zentrum dieses Projekts. Durch die Kombination der Analyse von gefilmten Interaktionen zwischen Schüler:innen, Lehrpersonen und Lernrobotern mit der Durchführung neuer pädagogischer Experimente einerseits sowie der Analyse der öffentlichen Bildungspolitik andererseits liefert dieses Projekt eine interdisziplinäre Antwort.
Das Projekt untersuchte, wie die beobachteten Akteure – Schüler:innen, Lehrpersonen, politische Entscheidungsträger:innen – Vertrauen in Roboter in der Schule aufbauen. Das Forschungsteam erläuterte zudem, was aus dem Dialog zwischen der interaktionellen, experimentellen und institutionellen Ebene der Analyse gelernt werden kann. Diese Mehrebenenanalyse zeigte die Unterschiede im Verständnis des Begriffs der künstlichen Intelligenz und des Einsatzes von Robotern in der Schule sowie deren Folgen für die Praxis
Hintergrund
Wie die künstliche Intelligenz löst auch der Einsatz von Robotern zu Bildungszwecken in der Öffentlichkeit gemischte Reaktionen aus. Private Unternehmen preisen die Vorzüge dieser neuen intelligenten Akteure an, die Medien verstärken ihre Versprechen oder stellen sie in Frage, und die öffentlichen Behörden investieren oder verzögern sie. Vor dem Hintergrund dieser Spannungen untersucht dieses Projekt die praktische und pädagogische Schaffung von Vertrauen in Roboter in der Schule.
Ziel
Das Projekt verfolgte vier Ziele:
- Zu untersuchen, wie Vertrauen in Roboter auf drei Analyseebenen aufgebaut wird: interaktionell, experimentell und institutionell;
- neue pädagogische Experimente mit verschiedenen Bildungsrobotern in der Schule durchzuführen;
- den institutionellen Rahmen und den politischen Diskurs zur Bildungsrobotik zu analysieren;
- den Begriff der künstlichen Intelligenz in einen neuen interdisziplinären Bedeutungszusammenhang einzubetten.
Bedeutung
Auf der Grundlage von Analysen und Experimenten mit Robotern in Schulen tragen die empirischen Ergebnisse des Projekts zur bildungspolitischen Beratung, zur Entwicklung neuer pädagogischer Experimente und zur kritischen Diskussion des Begriffs der «künstlichen Intelligenz» bei. Diese Ergebnisse wurden in Zusammenarbeit mit mehreren Institutionen und professionellen Partnern erzielt, wie der HEPL (Haute école pédagogique à Lausanne) für die didaktische Komponente, der Universität Lausanne für die kritische Komponente und dem DEF (Département de l'enseignement et de la formation professionnelle) des Kantons Waadt für die politische Komponente.
Ergebnisse
Drei Hauptbotschaften
- Analyse der Situation: Beantwortung der Frage, warum und wie der «digitale Wandel» im Zielbereich der Bildungspolitik – lokal, regional, national – stattfindet. Was steht auf dem Spiel? Wer definiert es? Wie wird pädagogisches Fachwissen zu einem integralen Bestandteil des politischen Prozesses? Und wie artikuliert sich das «Vertrauen in die Technologie» in bildungspolitischen Entscheidungen?
- Aus Fehlern der Vergangenheit lernen: Es gibt keine fertige technische Lösung für die digitale Bildung oder Pädagogik. Die Einführung von PCs, iPads oder Lernrobotern in Schulen reicht nicht aus, um eine digitale Bildungspolitik zu schaffen. Es ist unerlässlich, dass die pädagogischen Ziele und Inhalte klar durchdacht und definiert sind und dass die Ausbildung der Lehrkräfte geplant und durchgeführt wird, wie die Reform im Kanton Waadt gezeigt hat – ohne dies droht die digitale Bildungspolitik zu scheitern.
- Das Digitale in Frage stellen: Wie alle Informationstechnologien in jedem Anwendungskontext, so verändern auch die Bildungstechnologien die Pädagogik und die sozialen Beziehungen im Bildungswesen. Es besteht ein grosser Unterschied zwischen «Lernen für das Digitale» (Üben mit Technologien, um neue Fähigkeiten zu erwerben) und «Lernen mit dem Digitalen» (Nutzung von Technologien zum Lernen in einem bestehenden Bereich). In beiden Fällen sollten die zu erwartenden Vor- und Nachteile nie als gegeben hingenommen werden, sondern vor der Einführung sorgfältig geprüft und bewertet werden. Viele der in letzter Zeit auf den Markt gebrachten Bildungstechnologien sind einfach nicht für den Einsatz in Schulen geeignet oder bereit.
Originaltitel
Relocating Machine Intelligence: Trusting, Teaching, and Tinkering with Robots at School